Wed May 29 2024
Vor 24 Jahren war ich als Austauschschülerin mit STS in Kapstadt/Südafrika. Heute betreue ich als lokale Koordinatorin Gastschüler und Gastfamilien in Deutschland. Und der Kontakt zu Gastmama und Gastpapa ist immer noch eng. Gerade habe ich sie wieder in Kapstadt besucht!
Im Alter von 16 Jahren durfte ich mein Auslandsjahr in Kapstadt / Südafrika beim Ehepaar Stoops beginnen. Meine Gasteltern haben selbst keine Kinder, also war ich eine von mehreren Gastschülerinnen, die sie nacheinander bei sich (und dem Hund!) aufnahmen. Damals wurde ich von Freunden gefragt: „In welches Land gehst du denn?“, weil das Land Südafrika unter Schülern noch nicht sehr bekannt war. Oder ich wurde davor gewarnt, von Löwen gefressen zu werden. Davon hatte ich mich aber nicht abschrecken lassen.
Natürlich gab es während meiner Zeit dort einige problematische Themen. Zum Beispiel war mein Gastvater gleichzeitig mein Englischlehrer. Nicht nur bekam ich einmal von ihm einen Tadel wegen nicht gemachter Hausaufgaben, sondern meine Mitschüler, mit denen ich mich befreundete, wollten zunächst nicht gerne zu mir nach Hause kommen und ihren Lehrer in ihrer Freizeit treffen. Aber im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, dass wir als Gastfamilie wie füreinander geschaffen waren. Daher nutzen wir die Bezeichnungen „Gastmama“ und „Gastpapa“ bis heute und meinen es aus vollem Herzen.
Mein Jahr in Kapstadt verging wie im Flug. Das Schulsystem (inklusive Schuluniform) war einfach spannend, das Schulleben umso mehr. Die Nationalsportarten Rugby und Cricket werden auch in den Schulteams und deren Ligen begeistert gespielt und ein Mal im Jahr treten die Schulen sogar im Singen gegeneinander an, begleitet von Cheerleadern. Ich versuchte mich sogar im Cricket, jedoch belegte unsere Mannschaft in der Schulliga kläglich den letzten Platz. Wir hatten viele Braais (das Wort in Afrikaans für Barbecue), die Zweisprachigkeit am Kap der „Rainbow Nation“ fand ich außerdem sehr spannend. Mich im Kirchenchor und -orchester einzubringen hat mich persönlich ebenso weiter gebracht wie die zahlreichen Ausflüge in der Gegend oder weiter weg. Die von STS angebotene Safari in den Krüger Nationalpark war einfach nur fantastisch.
Jedes Jahr geht aber nun mal zu Ende. Für uns, Gastmama, Gastpapa und mich, stand aber unausgesprochen fest, dass wir uns wieder sehen werden. So besuchte ich meine Gasteltern noch einige weitere Male am schönsten Fleck der Welt. Und sie kamen nach Deutschland: Erstmals zu meinem Abiball 2003. Sie als Tourguide in meiner Heimat zu begleiten, hat unserer Beziehung gut getan. Gastpapa in diverse deutsche Fußballstadien zu fahren hat wiederum auch mich bereichert. 2007 verbrachte ich mit einer Freundin weitere drei Monate in Kapstadt bei den Gasteltern, 2010 war ich mit meinem Freund dort untergebracht. Der Kontakt hielt über all die Jahre trotz der großen Entfernung (aber wenig bis keine Zeitverschiebung!) an. So führte mich Gastpapa tatsächlich auch 2015 zum Altar. Nachdem die Gasteltern in 2021 das letzte Mal bei uns in Deutschland waren, besuchten wir sie 2022 mit der dann vierköpfigen Familie.
Im April 2024 luden mich Gastmama und Gastpapa erneut zu sich ein. Ich habe wieder bei ihnen gewohnt, in meinem zweiten Zuhause. Wo sonst greift man einfach, direkt nach der Ankunft, blind in einen Küchenschrank, um ein Glas herauszuholen? Wir hatten eine ruhige Zeit, beide sind inzwischen Rentner und ich habe die Ruhe bei schönem Wetter genossen. Natürlich habe ich auch die unbeschreiblich schöne Gegend erneut erkundet.
Ich bin einfach so dankbar dafür, diese Menschen gefunden zu haben. Auf hoffentlich noch viele weitere schöne Momente in Nah oder Fern!